Das Universum eines Buches "durchfliegen"

                               

                    

02.gifEin Gymnasium am Ort und die Idee des Bürgermeisters, mit  Bürgerinnen und Bürgern ein Buch zu lesen. Das Gymnasium ist das Werner-Heisenberg-Gymnasium, die Stadt heißt Bad Dürkheim. Im Rahmen der Aktion "Bad Dürkheim liest" leisteten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums ihren Beitrag zu dem spannenden Angebot, einzutauchen in das Universum eines Buches. Es galt die literarisch-künstlerischen Tiefen des Buches zu ergründen, die dabei gefundenen "Schätze" zu heben, der Öffentlichkeit im Rahmen einer Ausstellung zu präsentieren. So lässt sich bildhaft die Aktion "Bad  Dürkheim liest" umschreiben, die nach den Worten des Bürgermeisters Wolfgang Lutz ein Gemeinschaftserlebnis für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt werden sollte. Impuls und Inspiration zugleich ist das Buch "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann. 

 

In einer fiktiven Geschichte prallen in dem Buch zwei Genies des 18. Jahrhunderst aufeinander. Beide wollen fieberhaft die Welt ergründen, ihre Gesetzmäßigkeiten entdecken.  Der eine sucht in den Tiefen des südamerikanischen Urwaldes, befährt den Orinoko, kriecht in Erdlöcher, zählt Kopfläuse, stellt sich dem Kampf mit mehrköpfigen Seeungeheuern und Menschenfressern. Der andere sucht die Gesetzmäßigkeiten im Labyrinth der Logik, des Geistes. Stellt Formeln auf, bedient sich der Macht der Konzentration, des Rückschlusses und des Vergleichs, um den Zenit des Beweises als höchste Glückseeligkeitsstufe zu erklimmen. Die Rede ist von dem Entdecker Alexander von Humboldt und von dem Astronom und Mathematiker Carl-Friedrich Gauß.

 

Die beiden 12er Leistungskurse der Bildenden Kunst vom Werner-Heisenberg-Gymnasium ließen sich auf das Abenteuer ein, die im Buch gezeigten Charaktere zu ergründen und einer breiten Öffentlichkeit im Rahme einer 14tägigen Ausstellung im Haus Catoir in Bad Dürkheim zu präsentieren. Die Kunsterzieher Henning Bauer und Hanns Franken waren die "Lotsen", das Universum des Buches "durchfliegen" mussten die 24 Schülerinnen und Schüler alleine. Dieses Thema passte gut zum Lehrplan, der die Verfremdung eines Kunstwerkes vorsieht, erklärte Hanns Franken. Hier war das Kunstwerk der Text.

 

Das Spektrum der gezeigten Schülerarbeiten reicht von punktuellen Textillustrationen über das Nachempfinden der Leidenschaften, mit denen die beiden Genies die Welt ergründet haben, bis hin zu ihren unterschiedlichen Meßmethoden. Hier mündet die Fantasie der Schüler bisweilen in sehr kontrastreiche Darstellungen. So ein in sich gespaltener Tisch, auf dessen linker Tischplatte eine Tasse steht, auf der rechten liegt eine Feldfrucht -  hier die Akribie und Genauigkeit des Geistes, dort  das Exemplar aus dem Urwald. Das Fühlkästchen mit natürlichen Materialien lässt den Betrachter Sand und Steine, Moos und Holz aus dem Urwald ertasten. Die geschmeidige Raubkatze erinnert an die Gefahr aus dem Dschungel. "Kontinentkekse" lassen Afrika und Südamerika als Forschungsobjekte ins Auge fallen. Das Backbuch und die an die Wand projizierte Küche erinnern an das Messen und Regulieren. Auch die gezeigte Modelkollektion mit bedruckter Kleidung eröffnet einen ganz anderen Einblick in die Gedankenwelt der beiden Entdecker. 

 

Durch diese Aktion eingebunden in das Netz örtlicher Vereine und Institutionen sieht Kunsterzieher Hanns Franken die Möglichkeit, noch weitere Kooperationen zwischen Schule und örtlichen Institutionen durchzuführen. So hat er Kontakt zum Naturkundemuseum in Bad Dürkheim und kann sich vorstellen, dort eine weitere Veranstaltung durchzuführen, bei der die junge Generation der Älteren ihre Sichtweise der Welt per Kunstobjekt präsentiert.

                                                                                                                                              kll